Interview mit dem Mitgliedsunternehmen Vollack GmbH & Co. KG am 11.04.2024
Die Vollack GmbH & Co. KG ist seit 2009 Mitglied im Gesundheitsregion KölnBonn e.V. Im Interview sprachen Martina Thelen und Nathalie Waidele aus der Geschäftsstelle des Vereins mit Bernd Hartmann und Kambiz Hajizadeh-Zaker über die Besonderheiten und Herausforderungen des Planens und Bauens von Gesundheitsgebäuden.
Wer ist die Vollack GmbH & Co.KG und worin besteht Ihre Expertise?
Hajizadeh-Zaker: Die Vollack Gruppe ist bundesweit aktiv und besteht seit über 30 Jahren. Kundennah sind wir mit Einheiten in allen Regionen des Landes direkt vor Ort. Der Firmensitz ist in Karlsruhe und wir sind rund 300 Mitarbeitende, davon kommt mehr als die Hälfte der Belegschaft aus Architektur und Ingenieurwissenschaften.
Unsere Stärke ist, dass wir nachhaltig Planen und Bauen. Architektur- und Ausführungs-Knowhow werden so optimal miteinander verzahnt und unser Fokus liegt auf klimafreundli-chen Bauwerken. Davon profitieren Bauherren, wenn es um die Verlässlichkeit von Qualität, Zeit und Kosten geht und auch hinsichtlich ihrer Zukunftsorientierung. Wir haben immer den ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes im Blick.
Für Unternehmen und Institutionen konzipieren wir Gebäude in den Bereichen Gesundheit, Forschung, Industrie und Büro, und zwar maßgeschneidert. Wir starten Projekte in engem Austausch mit unseren Bauherren und sehen uns gemeinsam genau die Strategie, Zukunfts-perspektive und den individuellen Bedarf an. Wenn ein Gebäude optimal passt, beweist es seinen Mehrwert im täglichen Geschäft und wirkt erheblich auf die Kultur und das Miteinander am Arbeitsplatz, aber auch spürbar für den „Kunden des Kunden“.
Hartmann: In der Region West und Nord haben wir eine starke Expertise im Bereich Gesundheit und Medizin aufgebaut. Wenn man sich z.B. mit Analytiklaboren beschäftigt, bewegt man sich dann in der Schnittmenge von Gesundheit und Medizintechnik. Dazu kann ich noch ergänzen, dass Vollack der alleinige Ansprechpartner und auch Gewährleistungspartner für die Bauherren ist und alle Leistungsphasen abdeckt. Das reduziert Schnittstellenprobleme und erleichtert Bauherren die Abläufe. Wir sind sehr transparent, mit Open-Book-Verträgen wissen unsere Vertragspartner immer genau Bescheid. Unsere Arbeitsweise ist von modernen Verfahren geprägt. Digitales Planen und Bauen und schlanke Abläufe sorgen für große Effizienz. Mit dieser Kompetenz sind wir sogar an Hochschulen in der fachlichen Fortbildung aktiv.
Wie kommt es, dass Sie am hiesigen Standort das Thema Gesundheit fokussieren?
Hartmann: Unser Schwerpunkt liegt in der Arbeit für Unternehmen mit extrem hohen Anforderungen an Prozessstrukturen. Und dazu gehört ganz besonders auch das Thema Gesundheit. In der sogenannten Phase Null, für die Vollack sogar Markenschutz genießt, starten wir, wie schon angesprochen, ins Projekt und sehen uns mit Kundinnen und Kunden genau ihre Prozesse an, um daraus optimale Arbeitsabläufe zu generieren. Das praktizieren wir seit vielen Jahren und werden sehr häufig von Stammkunden weiterempfohlen – gerade auch wegen dieser Methode. Die auf dem langen Weg gesammelten Erfahrungen und das generierte Wissen gerade auch auf diesem speziellen Gebiet machen uns zu fachlich geschätzten Spezialisten als Dienstleister für das Gesundheitswesen. Die Branche schätzt es verständlicherweise sehr, wenn man ihre anspruchsvollen Belange gut erkennt und sich in ihren Bedarf genau hineindenken kann.
Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie bei der Gestaltung von Gebäuden im Gesundheitswesen?
Hartmann: Im Gesundheitssektor kommen unsere Kunden aus den Bereichen ambulante und stationäre Einrichtungen, Labore, Reha und Physiotherapie sowie Medizintechnik. Bei der Planung solch komplexer Gebäude, z.B. eines Krankenhauses oder Labors, muss von Anfang an mitgedacht werden, wie das Objekt später reibungsfrei funktioniert: Welche Prozesse bestimmen den Arbeitsalltag? Was gilt es zu beachten aus der Sicht von bspw. Ärztinnen/Ärzten und Mitarbeitenden in der Pflege oder Organisation, was aus der Sicht von Patientinnen/Patienten? Auch der Fachkräftemangel, das Planen mit immer weniger Mitarbeitenden, beeinflusst die Planung besonders: Hier müssen wir effiziente Wege generieren. Wichtig ist auch, welche Punkte im Bereich Ver- und Entsorgung bestimmter Bereiche berücksichtigt werden müssen. Und auch darüber hinaus gibt es viele Details, die letztlich das Funktionieren von Prozessen bedingen. In der Planung erfolgt dann die Übertragung in das Dreidimensionale. Die Architektur, Prozesse und die Technik entwickeln wir gemeinsam mit unseren eigenen Planern und Ingenieuren. Gestaltung und Wirkung von Gebäuden ist für alle ein wertvolles Qualitätsmerkmal und wirkt auf Mitarbeitende und Patienten.
Wie integrieren Sie Prinzipien des nachhaltigen Bauens in die Gestaltung von Gesundheitseinrichtungen?
Hajizadeh-Zaker: Viele der Gesundheitsbauten sind hochtechnisiert, d.h. der Fokus bei der nachhaltigen Planung liegt weniger auf dem Thema Heizen und möglicher Einsparungen dort, sondern haupt-sächlich auf Aspekten wie Lüftungsanlagen und Gebäudeleittechnik. Hier gilt es, Technik effizient und mit maßvollem Auge aufzusetzen. Zum anderen ist es auch wichtig, Material und Ressourcen zu schonen, indem bspw. Baustoffe wiederverwendet und schlanke Konstruktionen geschaffen werden, um Beton einzusparen – man beachte den hohen CO2- Ausstoß bei der Zementherstellung. So setzen wir in Projekten auch Holz ein. Das hängt ganz vom Einzelfall ab.
Hartmann: Zudem können wir über passive Maßnahmen und intelligent eingesetzte architektonische Mittel Nebenkosten möglichst weit reduzieren, z.B. über die Nutzung von Tageslicht, das man durch großflächige Verglasungen in der Nordfassade einlässt, anstatt sich die Wärmeenergie über die Südseite zu holen, die dann wiederum durch Kältetechnik teuer reguliert werden muss. Wir erstellen ein intelligent integrierendes Gesamtkonzept und wollen damit auch ein Wohlfühlambiente gestalten. Der Dreiklang aus Prozessen, Technik und Architektur sorgt für sinnstiftende Ausgewogenheit. Auch Nachhaltigkeit beläuft sich ja nicht nur auf ökologische Überlegungen, sondern betrifft gerade auch ökonomisch sinnvolles Handeln und sozio-kulturelle Belange.
Wir halten es für wichtig, dass Gebäude das Wohlbefinden der Nutzenden fördern. Bei der Gesundheitswirtschaft kommt eine weitere Dimension hinzu, denn das Ziel ist es auch, im Patientensinne zu denken. Man wird eher und schneller gesund, wenn man sich wohlfühlt.
Auch die Verknüpfung von Grün im Umfeld mit einem Nutzen für das Objekt ist ein Aspekt des nachhaltigen Bauens. Ein Beispiel hierfür ist der Einsatz von Laubbäumen bei Südausrichtung des Gebäudes, man denke an eine Pflegeeinrichtung: Die Laubbäume spenden im Sommer Schatten und bieten eine grüne Aussicht, in den dunklen und kalten Monaten lassen sie Sonnenstrahlen durch und sorgen so ganz einfach und natürlich für Licht und zusätzliche Wärme.
Und auch Mobilitätskonzepte tragen zu Nachhaltigkeit bei, sei es durch eine bessere Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln über Solarladestationen bis hin zu begrünten Dachflächen und Parkbereichen. Wir denken Gebäude also nach innen und nach außen, dabei beziehen wir viele Aspekte mit ein.
Hajizadeh-Zaker: Darüber hinaus lohnt es sich auch, mit Kundinnen und Kunden zu überlegen, inwiefern Bestandsobjekte erneuert werden können, anstatt neu zu bauen. Manchmal ist eine Revitalisierung die Entscheidung der Wahl. Beste Lagen können so im wahrsten Sinne nachhaltig genutzt werden.
Welche Trends sehen Sie in Bezug auf die Gestaltung von Gesundheitsgebäuden in den kommenden Jahren?
Hartmann: Zwei zentrale Megatrends betreffen auch die Gesundheitswirtschaft und beeinflussen sie: der Fachkräftemangel und die Technisierung. Darüber hinaus spielt auch die Veränderung durch politische Entscheidungen eine Rolle, bspw. mit Blick auf die Entwicklung der Krankenhauslandschaft: Spezialisierung ist ein ganz wichtiges Thema, da sie sich ja auch darauf auswirkt, welche medizinischen Geräte und Strukturen für die Gebäude mitgedacht werden müssen.
Hajizadeh-Zaker: Die Demographie stellt alle Arbeitgeber vor die Herausforderung, die Menschen zu finden, die zur Organisation passen und die Kompetenzen zu gewinnen, die benötigt werden. Dazu kann der Arbeitsplatz an sich, das Gebäude, erheblich beitragen. Die weitere Technisierung und Automatisierung, nicht zuletzt durch KI und Robotik, das sind Themen, mit denen sich unsere Kundenunternehmen intensiv befassen, die z.T. sogar ihr Geschäftsmodell ganz direkt betreffen, zum Beispiel in der Medizintechnik. Für die daraus sich ergebenden Fragestellungen enkeltaugliche bauliche Antworten zu konzipieren, ist unsere Profession.
Welchen Nutzen sehen Sie in der Mitgliedschaft in unserem Netzwerkverein der Gesundheitswirtschaft?
Hajizadeh-Zaker: Wir sehen es als große Stärke des Vereins, dass die Mitgliedsunternehmen sehr breit gefächert sind und ganz verschiedene Akteure zusammenwirken. Im Verein und bei Netzwerkveranstaltungen können alle Mitglieder profitieren und diese mitgestalten, bspw. in Formaten wie dem Digital Health Meetup Cologne. Das fand ich hoch spannend, besonders auch den Austausch im Anschluss. Über solche Events, bei denen Unternehmen und Startups ihre Innovationen vorstellen, erhält man neue Inspirationen und ist eng an aktuellen Trends.
Hartmann: Austausch ist die Währung unserer Zeit. Mir ist es immer wichtig, Netzwerke zu unterstützen, in denen wir zum einen die persönliche Begegnung pflegen und zum anderen auch zeigen können, dass in unserem Wirken Tiefe steckt und dass es uns bei Vollack ein Anliegen ist, mit unserer Arbeit auch den Standort zu stärken und für die Stadt und die Region etwas zu bewegen.
Bernd Hartmann
Architekt, Partner, Geschäftsführer
Kambiz Hajizadeh-Zaker
Architekt, Partner
Alle Bilder wurden zur Verfügung gestellt von der Vollack GmbH und Co. KG.