Am 10.07.2024 hatte der Gesundheitsregion KölnBonn e.V. gemeinsam mit seinem Mitglied KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Oberbürgermeister:innen, Landrät:innen, Gesundheitsamtsleiter:innen und Gesundheitsdezernent:innen der Gesundheitsregion KölnBonn in den InnoDom Cologne eingeladen. Unter dem Titel „Quo Vadis: Regionale Gesundheitsversorgung?“ wurden hier die aktuellen Herausforderungen und zukünftigen Möglichkeiten der kommunalen Gesundheitsversorgung erörtert, moderiert von Dr. Alexia Zurkuhlen (Gesundheitsregion KölnBonn e.V.) und Sevilay Hüsman-Koecke (KPMG Healthcare).
In seiner Begrüßung betonte Prof. Dr. Bernhard Koch (Vorstandsvorsitzender, Gesundheitsregion KölnBonn e.V.) die Bedeutung der Stärkung der kommunalen Gesundheitsversorgung und der dafür notwendigen sektorenübergreifenden Zusammenarbeit. Auch Alexander Morton (Partner Healthcare, KPMG AG) begrüßte die Gäste aus der Gesundheitsregion KölnBonn. Er ging darauf ein, dass sich die KPMG AG mit ihrer regionalen Aufstellung auch strategisch verantwortlich fühlt für die Gesundheitsversorgung vor Ort.
Anschließend lud Dr. Zurkuhlen die Teilnehmer:innen ein, sich vorzustellen und dabei auf ihre Rollen in ihren Gebietskörperschaften und auf ihre aktuellen Themen der Gesundheitsversorgung einzugehen. Hierbei zeigte sich, dass alle Kommunen vor Herausforderungen stehen – durchaus mit unterschiedlichen Schwerpunkten, aber insgesamt alle mit dem Wunsch nach Verbesserung und Unterstützung bei der Bewältigung. Häufig genannt wurde das Problem der (durch Krankenhausschließungen entstandenen) z.T. weiten Wege für die Bürger:innen zum nächstgelegenen Krankenhaus. Dabei entstünden durch häufige Brückenschließungen und Baustellen deutlich längeren Fahrzeiten, was eine Belastung für Patient:innen und Angehörige darstelle – insbesondere wurde hier das Beispiel der schwangeren Frau beschrieben, die mit ihren Angehörigen im Vorfeld der Entbindung eine Lösung für die lange Fahrt ins Krankenhaus finden muss. Auch der Rettungsdienst habe mit den längeren Fahrten zu kämpfen und sei deshalb in einigen Kreisen bereits heute überlastet. Hinzu komme in einigen Kliniken eine Überlastung der Notaufnahme durch den Wegfall umliegender Krankenhäuser. Weitere Berichte und Diskussionspunkte waren der Pflegenotstand und die meist stadtteilbezogene Unter- bzw. Überversorgung von Haus- und Fachärzten und -ärztinnen und die u.a. damit zusammenhängende gesundheitliche Ungleichheit. Gesundheitsgerechtigkeit zu schaffen, müsse als öffentlicher Auftrag verstanden werden, so Dr. Herbert Rau (Stadt Köln, Beigeordneter für Soziales, Gesundheit und Wohnen). Auch das Thema Prävention als zentraler Aspekt der regionalen Gesundheitsversorgung wurde angesprochen und es wurde mehrfach betont, dass neben all den gut durchgeführten Modellprojekten und Untersuchungen viel dringender auch das gemeinsame Anpacken und Erarbeiten von Lösungen in kommunalen und regionalen Netzwerken sei.
Im Anschluss an diese den Ernst der Lage aufzeigenden Berichte der Teilnehmer:innen stellte Dr. Zurkuhlen die Frage in den Raum, welche Veränderungen sich durch das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) ergeben würden und wie die Rolle der Ämter und Kommunen dabei aussehe. Damit leitete sie auch über zum Gastredner Peter Renzel (Stadtdirektor der Stadt Essen). In seinem Impulsvortrag „Gesundheit in der Stadt Essen. Schaffen wir die große Transformation?“ beschrieb er, welche Herausforderungen er in den 22 Jahren seiner Tätigkeit in der Stadtverwaltung erlebt hat und wie in Essen der Aufbruch hin zu einer gesünderen Stadt gelungen war. Dabei griff er auch einen Punkt aus den vorangegangenen Beiträgen auf: Bei Missständen in der kommunalen Gesundheitsversorgung werde der Druck der Bürger:innen an die Kommunen und Gesundheitsämter herangetragen, welche aber auf die Rahmenbedingungen, bspw. die Schließung von Krankenhäusern, keinen Einfluss haben. Mit Transformation seien nicht nur wie so oft Digitalisierung und das Thema Krankenhäuser und niedergelassene Ärztinnen und Ärzte gemeint, sondern es gehe um die Transformation aller sozialen Unterstützungsangebote. Die Gesundheitsämter seien dabei eine wichtige Anlaufstelle für Themen des Gesundheitsschutzes der Bürger:innen. In Essen in Folge der Schließung zweier Krankenhäuser und massivem Druck der Bürger:innen gegenüber der Stadt ein Umdenken in der Stadtplanung und Stadtteilentwicklung geschehen: Es werde nun das Gesundheitsangebot für Bürger:innen mehr mitgedacht und v.a. der Blick auf benachteiligte Gebiete gerichtet. Der Aufbruch in Essen beinhaltete die Entwicklung eines Fachplans Gesundheit, fünf Projekte, Gesundheitskioske, die Stärkung der ambulanten und stationären Versorgung und eine intensive Zusammenarbeit mit den Akteur:innen. Auch der Problempunkt der Schuleingangsuntersuchungen und generell der Kindergesundheit – hier habe der ÖGD die ersten zwei Lebensjahre, die wichtig sind für die Entwicklung der Gesundheit von Kindern, bisher nicht systematisch im Blick – sei durch die Entwicklung eines Kindergesundheitsberichts und eines Kindergesundheitszentrums angegangen worden.
Die Teilnehmer:innen zeigten sich beeindruckt von Herrn Renzels Schilderungen der weitreichenden positiven Veränderungen in der Stadt Essen. Sie steuerten weitere Punkte zur Diskussion bei, die sie derzeit umtreiben, wie bspw. die in Deutschland sehr hohe Inanspruchnahme bzw. Fehlinanspruchnahme des Gesundheitssystems, insbesondere z.B. der Notaufnahmen. Wie kann man dagegen angehen und was genau ist die Rolle des Gesundheitssystems? Wie kann erreicht werden, dass alle Leistungserbringer konsequent ihren Blick auf die Bürger:innen richten? Antworten und Lösungsvorschläge auf diese und weitere Fragen wollen die Teilnehmer:innen zukünftig verstärkt gemeinsam angehen.
In ihren abschließenden Worten fasste Dr. Zurkuhlen zusammen, dass die Herausforderungen der Gebietskörperschaften in der Daseinsversorge zwar mit unterschiedlichen Schwerpunkten besetzt seien, sie aber von den Anwesenden das Signal erhalte, dass diese einer Vernetzung positiv gegenüberstehen. Die Koordination hierbei übernehme die Gesundheitsregion KölnBonn sehr gerne, denn das Momentum der Veranstaltung müsse genutzt werden. Ein Follow-Up-Termin in dieser Runde wurde sowohl von den Organisator:innen als auch von den Gästen befürwortet und auch Herr Renzel bot an, er würde wiederkommen.
Anschließend nutzten die Teilnehmer:innen bei einem kleinen Imbiss die verbleibende Zeit zum Netzwerken und um einzelne Diskussionspunkte weiter zu vertiefen.
Der Gesundheitsregion KölnBonn e.V. bedankt sich bei Herrn Renzel für seinen inspirierenden Vortrag und seinen Input als Experte, bei der KPMG AG für die gute gemeinschaftliche Vorbereitung und Umsetzung sowie bei allen Vereinsmitgliedern, die der Einladung zur Veranstaltung gefolgt sind.
Veranstaltungs-Teilnehmer:innen:
Barbara Albrecht (Gesundheitsamtsleiterin, Rhein-Kreis Neuss),
Rouven Daunke (Berater, KPMG AG),
Dr. Margot Denfeld (Gesundheitsamtsleiterin, Stadt Köln),
Kaija Elvermann (Gesundheitsamtsleiterin, Oberbergischer Kreis),
Sebastian Jungs (Sachgebietsleitung des Bereiches Planung und Koordination, Rheinisch-Bergischer Kreis),
Sevilay Hüsman-Koecke (Beraterin, KPMG AG),
Dr. Sabine Kieth (Gesundheitsamtsleiterin, Rheinisch Bergischer Kreis),
Prof. Dr. Bernhard Koch (Vorsitzender, Gesundheitsregion KölnBonn e.V.),
Jürgen Langenbucher (Rheinisch Bergischer Kreis),
Dr. Rainer Meilicke (Gesundheitsamtsleiter, Rhein-Sieg-Kreis),
Alexander Morton (Berater, KPMG AG),
Dr. Evelyn Plamper (Beraterin, Uniklinik Köln),
Dr. Harald Rau (Gesundheitsdezernent, Stadt Köln),
Peter Renzel (Staddirektor, Stadt Essen),
Simon Schall (Gesundheitsdezernent, Rhein-Erft-Kreis),
Dr. Mirja Stevens Stevens (Gesundheitsamtsleiterin, Stadt Leverkusen),
Martina Thelen (Geschäftsstellenleiterin, Gesundheitsregion KölnBonn e.V.),
Nathalie Waidele (Öffentlichkeitsarbeit, Gesundheitsregion KölnBonn e.V.),
Nathalie Wiegel (Projektmanagerin HRCB Projekt GmbH),
Dr. Alexia Zurkuhlen (Geschäftsführerin HRCB Projekt GmbH)
Nachbericht von Nathalie Waidele (Öffentlichkeitsarbeit Gesundheitsregion KölnBonn e.V.)