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Zusammenfassung des 3. Workshops “Europäische Gesundheits- und Pflegeregionen  als Motor des Wandels unserer Gesundheits- und Pflegesysteme” 

Welchen Mehrwehrt hätte eine deutsche Beteiligung an dem Horizon Europe ‚Joint Programmes‘ zu „Health & Care“? Wie sollten zukunftsfähige transeuropäische Projekte umgesetzt werden, um tatsächlich eine Verbesserung der medizinischen Versorgung und Pflege zu erreichen? Und wie bewerten andere Länder ein Engagement in den europäischen Partnerprogrammen?

Um diese und weitere Fragen ging es beim dritten Workshop der Reihe “Europäische Gesundheits- und Pflegeregionen als Motor des Wandels unserer Gesundheits- und Pflegesysteme“, gemeinschaftlich organisiert vom NDGR e.V. (Netzwerk Deutsche Gesundheitsregionen), dem AAL Programme (Active Assisted Living – AAL Europe) und dem Scanbalt Netzwerk. Der Fokus des Online-Workshops, welcher am 26. Januar 2022 von 9:00 – 11:00 Uhr stattfand, lag diesmal auf dem Themenfeld „Europäische Kooperation: Forschung & Entwicklung, Erprobung & Umsetzung von Innovationen für Prävention, Versorgung und Pflege“.

Expert:innen aus Forschung und der praktischen Projektarbeit sowie Ministerialbeamtinnen aus Österreich, Belgien und den Niederlanden berichteten in drei thematischen Blöcken über ihre Erfahrungen und Erwartungen auf dem Gebiet transeuropäischer Kooperationen. Ziel war es, sich über gelungene Kooperationsprojekte auszutauschen, sich zu vernetzen und vor allem den Mehrwert zu zeigen, den eine deutsche Beteiligung in den europäischen Horizon Europe ‚Joint Programmes‘ für die medizinische Forschung und die regionale Gesundheitsversorgung mit sich bringen würde.  

Europäische Zusammenarbeit im Forschungscluster Gesundheit und Pflege – eine Notwendigkeit 

Im ersten Themenblock ging es um Forschung, Entwicklung, Erprobung für Prävention, Versorgung und Pflege. Nils Pfeuffer (Institute for Community Medicine, Universitätsklinikum Greifswald), Professorin Dr. Endlich ( Institut für Anatomie und Zellbiologie, Universitätsklinikum Greifswald ) und Prof. Dr. Klucken (FNR PEARL Chair and Head of Digital Medicine, Universität Luxemburg) berichteten über ihre grenzüberschreitenden Forschungs- und Projektarbeiten. Dabei wurde deutlich: Um eine gesundheitliche Versorgung nach neuesten Erkenntnissen sicherzustellen, ist der grenzüberschreitende Austausch und die Zusammenarbeit essenziell wichtig – ebenso wie die Förderung der Translation: Ziel aller Forschungs- und Projektarbeit müsse es sein, digitale Gesundheitsanwendungen bzw. den medizinischen „State oft the Art“ evidenzbasiert schneller in die Anwendung, sprich: schneller auf den Markt zu bekommen. Dazu braucht es eine politische grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und gemeinsame europäische Lösungen für die jeweiligen Zulassungskriterien. Weiterhin braucht es einen Mentalitätswechsel: Start-Ups im medizinischen und pflegerischen Bereich brauchen Risikofreude und Investitionsmut – etwas, was laut der Referent: innen zurzeit nicht immer gegeben ist.

Die Herausforderung europäischer Projekte: Translation

Wie die Umsetzung für Prävention, Versorgung & Pflege konkret aussehen kann und wie man gerade die Translation fördern könnte, darum ging es im anschließenden zweiten Themenblock. Die dazu geladenen Referent:innen Dr. Kai Leichsenring (Executive Director European Centre for Social Welfare Policy & Research, Wien),  Dr. Elke Lieb (FOM Hochschule für Ökonomie & Management, Saarbrücken),  Dr. Wolfgang Blank (WITENO GmbH, Präsident der IHK Neubrandenburg & Mitglied im Ausschuss für Gesundheitswirtschaft des DIHK, Greifswald), und Thomas Karopka (BioCon Valley GmbH, Rostock) stellten folgende Punkte in ihren Beiträgen heraus: 

  • Der Mehrwert anwendungsbezogener Forschung innerhalb der EU-Programme liegt im Austausch und im Voneinander-Lernen sowie der gemeinsamen Realisierung von Innovationsvorhaben.
  • Regionen sind perfekte Innovationsräume, da hier Vernetzung und Kooperationen natürlich gewachsen und die Herausforderungen ähnlich sind. Es braucht jedoch nicht nur Netzwerke, sondern ganze thematische Ökosysteme, die über Ländergrenzen hinweg agieren und den Austausch und Kooperationen fördern.
  • Um die Translation sicherzustellen, müssen Evaluation und praktische Anwendung von Anfang an in europäischen Pilotprojekten mitgedacht werden.
  • Voraussetzung für die nachhaltige Implementierung von Projekten ist es, die Menschen mitzunehmen – sowohl die Nutzer:innen als auch die Versorger:innen. Für entsprechende Schulungen und Aufklärungen müssen daher Ressourcen bereitgestellt werden.

Die Sicht der europäischen Nachbarn

Im dritten Themenblock ging es um die Perspektiven für europäische Gesundheits- & Pflege-Partnerschaft aus der Sicht Österreichs, den Niederlanden und der Region Flandern: Welchen Mehrwert erhoffen sie sich von einem Engagement in den europäischen Partnerschaftsprogrammen?

Kerstin Zimmermann vom österreichischen Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), Jacqueline Hoogendam, vom Ministerium für Gesundheit, Wohlfahrt und Sport aus den Niederlanden und Alain Thielemans, Flämische Innovationsagentur aus Belgien waren sich einig, dass alle Länder im Grunde vor denselben Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung und der Pflege stehen – als Stichworte seien hier nur der Fachkräftemangel oder die Möglichkeiten der Digitalisierung genannt – und dass grenzüberschreitende Kooperationen notwendig seien, um diese anzugehen. Das Lernen von den anderen und die gemeinsame Entwicklung europäischer Standards wurden als Mehrwert der Zusammenarbeit herausgestellt. Aber auch hier ist die Translation in die Praxis wichtig für die Akzeptanz und Förderung europäischer Projekte.

Prof. Josef Hilbert, 1. Vorsitzender des Vorstandes des NDGR e.V. fasste abschließend zusammen: 

Die Zurückhaltung Deutschlands bezüglich eines Engagements im Horizon Europe Programm Health & Care ist unverständlich: Transeuropäische Projekte und Kooperationen sind notwendig, um den Anschluss an die neuesten Entwicklungen gerade im Bereich digitaler Gesundheitsanwendungen nicht zu verlieren. Transformationsprozesse und organisierte Wege der Translation müssen zukünftig noch besser in den Wissenschaftsprozess integriert werden. Denn die Herausforderungen, mit denen sich die europäischen Gesundheitsregionen konfrontiert sehen, sind dieselben. Nur gemeinsam kann eine Verbesserung der Gesundheits- und Pflegeversorgung in Deutschland – und Europa – erreicht werden.

Zum Hintergrund: Die Workshop-Reihe “Europäische Gesundheits- und Pflegeregionen als Motor des Wandels unserer Gesundheits- und Pflegesysteme“ von NDGR, AAL Programme und ScanBalt hat das Ziel der Gewinnung von Bundes- und Landesministerien für ein starkes deutsches Engagement in den europäischen Horizon Europe ‚Joint Programmes‘ .