digitale INtegrierte GEsundheits- und Pflegeversorgung mit IT-gestütztem Pflegeberatungsbesuch nach § 37.3 SGB XI

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Der gewi-Institut für Gesundheitswirtschaft e.V. ist Konsortialführer des Projektes. *

Ziel des Projekts INGE ist es, die sektorübergreifende Begleitung für die Pflegebedürftigen, die zu Hause von Angehörigen gepflegt werden, zu verbessern und die häusliche Pflegesituation effektiver zu unterstützen. In NRW werden ca. 417.300 Pflegegeldempfänger zu Hause ausschließlich durch nahestehendende Personen versorgt. Für diese Gruppe Pflegebedürftiger ist ein Pflegeberatungsbesuch nach § 37.3 SGB XI verpflichtend – je nach Pflegegrad findet dieser vierteljährlich oder halbjährlich statt. Es gibt für diese Besuche derzeit kein Instrument zur kontinuierlichen Pflegeplanung. Aus diesem Grund ist die sektorübergreifende Weitergabe von Informationen über den pflegerischen Zustand nahezu unmöglich, da sie nur partiell und meist in Printform an verschiedensten Stellen (händisch) erfasst sind. Auch die Kommunikation zwischen den Versorgenden findet nur eingeschränkt statt.

Vor diesem Hintergrund wird in INGE eine digitale Serviceplattform entwickelt, die den geriatrischen Informationsfluss zwischen mitversorgenden Kernakteur*innen ermöglichen und Informationen über die häusliche Pflegesituation zur Verfügung stellen soll. Dazu wird ein Dienst zur IT-Unterstützung des gesetzlich verankerten Pflegeberatungsbesuchs nach § 37.3 SGB XI entwickelt: ein Beratungsinstrumentarium wird ausgearbeitet, das zur Begutachtung einer Versorgungssituation aus pflegefachlicher Sicht dienen soll. Bereits anerkannte Assessmentinstrumente wie das Neue Begutachtungsassessment (NBA) werden herangezogen und – basierend auf Interviews – um auf die individuelle Situation zugeschnittene Beratungsinhalte ergänzt. Als Ergebnis soll eine kontinuierliche und nachhaltbare Pflegeplanung entstehen, die in Form eines e-Pflegeberichts anderen Mitversorgenden zur Verfügung gestellt und in deren IT-Systeme integriert werden kann. Der Wissenstransfer zwischen den Versorgenden wird durch Dateiformate zur Interoperabilität wie FHIR und CDA ermöglicht.  

Darüber hinaus werden dokumentierte Pflegeverläufe durch Algorithmen des maschinellen Lernens (ML) analysiert zur Ermittlung von Mustern und Trends. Erkenntnisse hieraus werden auf individuelle Pflegverläufe angewandt zur Bewertung des individuellen Risikos und abgeleitete Präventivmaßnahmen den Pflegeberater’*innen im Sinne eines Frühwarnsystems vorgeschlagen. Ziel ist es den gesundheitlichen Zustand eines Pflegebedürftigen so lange wie möglich zu erhalten bzw. einer Verschlechterung möglichst entgegenzuwirken.

Die Prototypen der digitalen Serviceplattform werden durch Usability-Studien mit den unterschiedlichen INGE-Nutzergruppen evaluiert und optimiert, um eine IT-Lösung zu entwickeln, die den Prozess des Pflegeberatungsbesuchs zielführend unterstützt und die sektorübergreifende Zusammenarbeit erleichtert. Zusätzlich werden Geschäftsmodelle analysiert und angepasst, um eine reibungslose Verwirklichung und fortlaufende Entwicklung der Plattform zu garantieren.

Weitere Ergebnisse des Projekts werden im Dialog mit den Nutzer*innen entwickelte innovative Dienste sein, deren Verwertung neue Arbeitsplätze in einem der wichtigsten Bedarfsfelder im Rahmen des demografischen Wandels und der steigenden Anzahl zuhause gepflegter Pflegebedürftigen schafft.

INGE bietet somit einen konkreten sektorübergreifenden Ansatz zur digitalen Transformation von Versorgungsprozessen im Bereich der häuslichen Pflege durch Angehörige, die auch in Zukunft die tragende Säule der Betreuung pflegebedürftiger Menschen darstellen wird.

Der gewi-Institut für Gesundheitswirtschaft e.V. ist Konsortialführer. Konsortialpartner sind die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V./Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT, der Hauspflegeverein Solingen e.V., die smart-Q Softwaresysteme GmbH und die Universität zu Köln.

Förderprogramm: Das Vorhaben wird mit Mitteln des Landes NRW und der EU im Rahmen des OP EFRE NRW 2014-2020 gefördert (Leitmarktwettbewerb Gesundheit.NRW).

Projektlaufzeit: 01.01.2020 – 31.12.2022

Aktuelle Beiträge zu dem Projekt finden Sie hier.

Kontakt: gewi-Institut für Gesundheitswirtschaft e.V.
Dr. Alexia Zurkuhlen
zurkuhlen@health-region.de

*in der 3-Säulen-Struktur der Gesundheitsregion KölnBonn kooperieren drei  eigenständige Rechtspersonen:

– der Gesundheitsregion KölnBonn e.V. verkörpert die Zusammenarbeit seiner Mitglieder als regionales Branchennetzwerk
– die HRCB Projekt GmbH erbringt als Geschäftsbesorgungsleistung für den Verein die Verwaltung der Geschäftsstelle und unterstützt Mitglieder und Projektkonsortien mit Projektmanagement-Leistungen
– das gemeinnützige gewi-Institut für Gesundheitswirtschaft e.V. führt allein oder mit Partnern wissenschaftliche Studien im Bereich der Gesundheitswirtschaft durch