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Interview mit Prof. Dr. Stefan Reuter, Leiter der Infektiologie im Klinikum Leverkusen zum Impfstopp mit AstraZeneca

Leverkusen, 16.03.2021

Können Sie noch einmal erklären warum der Impfstoff von AstraZeneca ausgesetzt wurde?

„Es ist gut, dass wir mit der Europäischen Zulassungsbehörde EMA und dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) Institutionen haben, die auch nach der Zulassung von Medikamenten und Impfstoffen die Sicherheit der Substanzen überwachen und gewährleisten. Nachdem eine auffällige Häufung von insgesamt 7 Sinusvenenthrombosen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung aufgetreten waren, hat das PEI am 15.3. als Vorsichtsmaßnahme die Empfehlung zum Aussetzen der Impfungen ausgesprochen. Es ist wichtig zu betonen, dass eine auffällige Häufung kein Beweis für einen Zusammenhang zwischen Impfung und Thrombose ist.“

Glauben Sie es ist richtig, dass die Impfungen mit AstraZeneca ausgesetzt wurden?

„Ich halte es für absolut richtig, jetzt zur Sicherheit einen Zwischenstopp einzulegen. Die Entscheidung war sicherlich nicht leicht, aber unausweichlich. Aktuell steht viel auf dem Spiel: Einerseits wollten wir in Deutschland gerade impftechnisch durchstarten, andererseits müssen mögliche Begleiterscheinungen auch bei größter Eile sorgfältig geprüft werden.“

Gibt es mögliche Erklärungen für die Thrombosen, außer dass sie durch den Impfstoff verursacht wurden?

„Es gibt eine ganze Reihe möglicher Erklärungen für die beobachteten 7 Ereignisse mit Sinusvenenthrombosen. Es ist möglich, dass bei vielen beobachteten Personen allein aufgrund von statistischer Wahrscheinlichkeit solche Ereignisse in der Bevölkerung aufgetreten sind. Weiterhin muss geprüft werden, ob eine besondere Neigung für derartige Thrombosen bei den Betroffenen vorlagen. Und natürlich muss vor weiteren Impfungen auch geprüft werden, ob Inhaltsstoffe einer oder mehrerer Impfchargen hier eine Rolle gespielt haben können.“

Glauben Sie, dass das Aussetzen des AstraZeneca Impfstoffes auch der kompletten Impfstrategie schaden kann?

„Es ist ganz wichtig, auch geringe Zweifel an der Sicherheit eines Impfstoffs frühzeitig auszuräumen. Denn nur mit Vertrauen in einen Impfstoff kann eine längerfristige Impfstrategie erfolgreich durchgeführt werden. Wenn die Unsicherheiten jetzt nicht ausgeräumt werden, kann das für die ganze Impfstrategie ein verheerendes Signal bedeuten. Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Freiheit und ein unbeschwerteres Leben ohne Lockdowns in erheblichem Maß von den Impfquoten und -erfolgen der nächsten Monate abhängen werden.“

Pressekontakt:

Sandra Samper Agrelo
Leiterin Unternehmenskommunikation/Marketing

Klinikum Leverkusen gGmbH
Am Gesundheitspark 11
51375 Leverkusen
Telefon 0214 13-48512

E-Mail: sandra.samper-agrelo@klinikum-lev.de
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